26. April 2014 / 20 Minuten / Illegale Abschüsse
Illegale Abschüsse
26. April 2014 15:22;
Korruption in Simbabwe fördert Jagd auf Elefanten
von Richard Lardner, AP - Simbabwe entwickelt sich zum Zentrum des illegalen Handels mit Elfenbein. Die Wilderei dünnt die ohnehin gefährdeten Bestände afrikanischer Elefanten aus.
Der Preis für Elfenbein steigt jährlich. (Bild: Keystone/Julien Warnand)
Bisher galt Simbabwe als relativ sicherer Lebensraum für Elefanten. Nach unterschiedlichen Schätzungen leben zwischen 47 000 und 93 000 der dickhäutigen Rüsseltiere in dem ostafrikanischen Land, das etwa so gross ist wie Norwegen. Doch nun schlagen amerikanische Umweltorganisationen Alarm: Die Population von Elefanten wird ernsthaft durch Wilderei bedroht, und zwar mit Wissen und Billigung staatlicher Stellen.
Seit seiner Unabhängigkeit vor 34 Jahren wird Simbabwe vom greisen Präsidenten Robert Mugabe regiert. Seit die USA und die EU zahlreiche Sanktionen gegen das Land verhängt haben, geht der Regierung das Geld aus. Den illegalen Handel mit Elfenbein scheint dies zu beflügeln. Ein ausgewachsener Elefant trägt immerhin Elfenbein im Marktwert eines Mittelklasse-Neuwagens in seinen Stosszähnen herum. Die organisierte Kriminalität und eine korrupte Bürokratie in Simbabwe nährten neue Begehrlichkeiten auf das weisse Gold, sagt Adam Roberts von der Umweltschutzgruppe «Born Free USA».
Bislang wurde in Simbabwe kontrolliert auf Elefanten Jagd gemacht, zur Arterhaltung und aus Umweltschutzgründen. Aber diese Jagd werde illegal ausgeweitet, heisst es in einem aktuellen Bericht von «Born Free USA». Darin verweist die Gruppe auf enge Kontakte Simbabwes mit China: Die asiatische Grossmacht investiert massiv in Simbabwe, baut dort Strassen und Minen zur Ausbeutung von Bodenschätzen, und das alles in Regionen, die als Rückzugsgebiete der Dickhäuter bekannt sind. Ausserdem ist China einer der wichtigsten Absatzmärkte für Elfenbein - nicht nur, um daraus Schnitzereien und ähnlichen Tand zu erzeugen. In der traditionellen chinesischen Medizin gilt Elfenbein als Heilmittel.
Der Preis steigt kontinuierlich. Mehr als 2000 Euro werden pro Kilo mittlerweile gezahlt. Umweltschutzgruppen beziffern den Verlust durch Wilderei auf rund 23 000 Tiere im vergangenen Jahr in Afrika. Das sind mehr als 60 abgeschossene Elefanten täglich. Vor 100 Jahren wurde die afrikaweite Population der Grosssäuger noch auf etwa zehn Millionen Tiere geschätzt, jetzt dürften es gerade mal 500 000 sein. Unsicherer Schutz
Die meisten Elefanten in Simbabwe leben im «Save Valley Conservancy», einem riesigen Reservat ohne Zäune. Aber dort weiche die Regierung von Simbabwe die Jagdrestriktionen immer weiter auf, berichten die US-Statistiker von «c4ads», die den jüngsten Bericht gemeinsam mit «Born Free USA» herausgeben. Durch Pachtverträge mit profitorientierten Firmen werde das Land oft der öffentlichen Kontrolle entzogen. Dies öffne der Wilderei Tür und Tor, heisst es in dem Bericht. Die Wildhüter blieben aussen vor, und das mit Wissen der Regierung.
Der Bericht räumt allerdings auch ein, dass derartige Verbindungen kaum zu beweisen sind. Zu perfekt sei die Mauer des Schweigens im korrupten Land Mugabes. Landpächter seien kaum dingfest zu machen, oft verstecken sie sich hinter Briefkastenfirmen. Aber mit einer speziellen Software gelang es den Statistikern von «c4ads», 18 Menschen in Simbabwe mit den kriminellen Machenschaften rund um die Elefantenwilderei in Verbindung zu bringen. Ihnen wird die «politisch-militärische Übernahme» von Teilen des Reservats vorgeworfen.
Darunter befindet sich auch Engelbert Rugeje, Mitglied im Generalstab der Streitkräfte von Simbabwe. Die Whistleblower von Wikileaks werfen dem Generalmajor vor, vor fünf Jahren einem Abgeordneten des Parlaments von Simbabwe mit Erschiessung gedroht zu haben, nachdem der ihn wegen seiner Bedrohung von Wählern durch Soldaten kritisiert hatte. Zuvor soll Rugeje Soldaten angewiesen haben, bewaffnete Aufstände in Gegenden von Simbabwe zu organisieren, in denen Gegner Mugabes die Wahlen gewonnen hatten.
Das System Mugabe
Die Regierung Simbabwes widerspricht den Vorwürfen aus dem Report. «Wenn ich eine Lüge 20 Mal wiederhole, wird sie dann wahr?», fragt Minister Francis Nhema rhetorisch. Nhema steht dem Ressort vor, das sich um die Enteignung ausländischer Investoren kümmert - ein besonderes Anliegen Mugabes, der seit Beginn des Jahrtausends systematisch weisse Grossgrundbesitzer aus Simbabwe vertreibt.
Nhema hat wiederholt Anschuldigungen zurückgewiesen, dass Regierungsvertreter an einer systematischen Wilderei im Nationalpark beteiligt seien. Allerdings wird er in einem als vertraulich gekennzeichneten Papier der US-Botschaft in Simbabwe als «hinterlistig» bezeichnet, auch wenn er ein freundlicher Mann mit leiser Stimme sei. Er liege «voll auf Linie» mit der Mugabe-Partei