
Orca
Name: Orcinus orca
Familie: Schwert- und Grindwale
Ordnung: Waltiere
Klasse: Säugetiere
Merkmale: Kegelförmiger Kopf, hohe Rückenflosse; typische Schwarzweißzeichnun g. 10-14 Zähne je Kieferhälfte
Maße: Männliche Tiere bis zu 10m, weibliche bis zu 7m lang
Gewicht: Männchen durchschnittlich 8t, Weibchen 4t
Verbreitung: Alle Ozeane, von den Tropen bis in die Polargebiete
Lebensraum: Bevorzugt in Küstennähe
Nahrung: Fische, Tintenfische, Robben, Pinguine, Delphine; gelegentlich sogar große Bartenwale
Sozialstruktur: Stabile Gruppen von 15-20 miteinander verwandte Tiere, meist in festen Revieren.
Geschlechtsreife: Mit 10-15 Jahren beim männlichen, 7-8 Jahren beim weiblichen Tier
Fortpflanzung: Abhängig vom Aufenthaltsgebiet
Tragzeit: 15-17 Monate
Anzahl der Jungen pro Geburt: 1 (höchstens alle 3Jahr eine Geburt)
Geburtsgewicht: Etwa 160 kg
Höchstalter: bis zu 35 Jahre
Lebensraum
Der „Grosse Schwertwal“ kommt in fast allen Meeren vor. Er bevorzugt aber die arktischen (Gebiet um den Nordpol) und antarktischen (Gebiet um den Südpol) Meere. Dort wohnt er innerhalb von 800 km um die Polkappen in küstennahen Gewässern und Buchten. Den Orca findet man auch im europäischen Atlantik. Hier ist er meist in den heringsreichen Meeren um Island und vor Norwegen. Orcas wurden aber auch bereits im westlichen Mittelmeer, in der Nordsee und dutzendemale in der Ostsee beobachtet. Da diese Wale fast nur in kalten Gewässern leben, ist ihr Körper in eine dicke Speckschicht eingepackt, die man „Blubber“ nennt. Dieser Blubber dient ihnen als Kälteschutz, als Energiespeicher und als Hilfe beim Auftauchen.
Lebensweise
Der Orca kann höchstens 15 Minuten tauchen und mit einer Spitzengeschwindigkeit bis zu 55 km/h schwimmen, damit ist er das schnellste Meeressäugetier. Die Lebenserwartung liegt bei einem Orca-Weibchen bei ca. 50 Jahren, sie können aber auch mehr als 80 Jahre alt werden. Die Walbullen dagegen werden durchschnittlich 30 Jahre, selten bis zu 60 Jahren alt.
Schulen
Zahnwale sind sehr selten Einzelgänger. Genau wie wir Menschen sind sie sehr soziale Lebewesen, die in Familien leben. Diese Familien nennt man „Schulen“. Diese Schulen werden von einem älteren Weibchen geführt, d. h. Orcas leben in einem Matriarchat (Mutterherrschaft, Frauenherrschaft).
Das ältere Weibchen bleibt mit ihren gesamten Nachkommen und deren Jungen ein Leben lang zusammen. In so einer Schule leben bis zu 30 Tiere, die sich gegenseitig helfen, indem sie z. B. verletzte Wale an die Wasseroberfläche tragen, gemeinsam jagen oder falls ein Kalb seiner Mutter noch nicht bei der Jagd in die Tiefe folgen kann, hüten es die jüngere Weibchen. Wird ein Tier aus der Schule durch Gefangennahme gerissen, kann dies zum Zusammenbruch der gesamten Schule führen.
Mehrere solcher Schulen verbinden sich locker mit anderen Schulen zu einem sog. „Pod“, der aus Dutzenden von Orcas bestehen kann. Es wurden auch schon Pods mit 2.500 Tieren gesehen, was aber eher weniger vorkommt.
Kommunikation
Schwertwale verständigen sich nicht mit Hilfe der bekannten Walgesänge, da sie keinen Kehlkopf haben. Sie verständigen sich durch Klicks, Pfiffe und sog. Explosivpuls-Töne. Die Explosivpuls-Töne ähneln dem Jaulen oder Schreien oder gar an menschliche Töne. Mit diesen Lauten können sie sich über eine Entfernung von einigen 100 Metern unterhalten. (CD)
Dialekte
Grundsätzlich beherrschen alle Orcas die gleiche Sprache, aber jede Schule benutzt ihren eigenen Dialekt, mit dem sie sich verständigen. Orcas sind sehr sprachbegabt. Dies wurde im Vancouver Aquarium beobachtet. Ein Orca-Bulle verliess seine Familiengruppe, um einem Weibchen in eine andere Gruppe zu folgen. Dort erlernte er dessen Dialekt. Nach dem Tod seiner Gefährtin kehrte er zu seinem „Mutter- Dialekt“ zurück, den er über die Jahre nicht vergessen hatte. Später kamen 2 andere Wale dazu, deren Dialekt er mühelos übernahm.
Schwertwale können auch Fremdsprachen erlernen. Säugetiere ahmen in freier Wildbahn im Gegensatz zu Singvögeln nur sehr selten fremde Laute nach. Bei Belugas (Zahnwal), Elefanten und Seehunden wurde bereits beobachtet, dass es, wenn sie von Nicht-Artgenossen aufgezogen wurden, zu Sprachveränderungen kam.
Die Orca-Kuh Luna hielt sich nach ihrer Gefangennahme häufig in der Gesellschaft von Seelöwen auf. Das Bellen der kalifornischen Seelöwen wurde von ihr übernommen und in ihre Sprache eingegliedert.
Fortpflanzung
Über den Eintritt der Geschlechtsreife habe ich verschiedene Angaben gefunden. So liegen die Angaben beim Bullen zwischen 12 und 20 Jahren, bei den Orca-Kühen zwischen 6 und 15 Jahren.
Nach Eintritt der Geschlechtsreife bringt das Schwertwal-Weibchen etwa alle 3 – 5 Jahre ein Walbaby zur Welt, selten wurden aber auch schon Zwillingsgeburten beobachtet. Die Tragzeit beträgt etwa 13 – 16 Monate.
Die Walbabys werden mit der Schwanzflosse (Fluke) zuerst geboren. Ist der Kopf draussen zerreisst die Nabelschnur. Das Kalb wird dann sofort von seiner Mutter und von den Tanten seiner Schule an die Wasseroberfläche geschubst, so dass es zum ersten Mal atmen kann.
Das Orca-Kalb kann bei der Geburt bis zu 2,5 Metern lang sein und ein Gewicht von bis zu 200 kg haben.
In den ersten 2 Wochen nach der Geburt schlafen Mutter und Kind nicht. Danach treten kurze Schlafphasen ein, erst nach 22 Wochen ist der normale Schlafrythmus wieder erreicht.
Nahrung
Allgemein kann man sagen, dass der Speiseplan des Grossen Schwertwales sehr gross ist. Er besteht meist aus Fischen wie z. B. Heringe, Thunfisch, Rochen usw., Pinguinen, Robben, Seevögeln, Tintenfischen anderen Walen und aber auch Haie. Man könnte sie mit einer Art Gesundheitspolizei vergleichen da sie erkrankte, schwache oder leichtsinnige Meeressäuger fressen.
Ausgewachsene Orcas fressen täglich bis zu 4 % ihres Körpergewichtes. Jungtiere können während des Wachstums bis zu 10 % ihres Körpergewichtes essen.
Jagdverhalten
Orcas jagen meist in Gruppen von mehr als 5 Tieren. Sie haben sich dem Nahrungsangebot ihrer Lebensräume angepasst und verschiedene Jagdmethoden entwickelt. Die Ausbildung der Jungtiere für die Jagd beginnt bereits sehr früh und endet ca. im 15. Lebensjahr. In Südamerika wurde beobachtet, dass diese Wale kontrolliert stranden, sich eine Robbe schnappen, diese ins tiefere Wasser ziehen und sie dort fressen. In Island schlagen sie mit ihrer Schwanzflosse in einen Heringsschwarm, um diese zu betäuben und dann zu fressen. Andere Orcas treiben einen Fischschwarm zusammen und hindern sie durch Ausstossen von Luftblasen an der Flucht. Durch Treibjagden werden andere Wale bis zur Erschöpfung verfolgt; erst dann werden sie angegriffen. Manche Orcas beissen Delfine in die Schwanzflosse, um sie an der Flucht zu hindern. Oder sie beissen sie ins Gesicht, um sie am Auftauchen zu hindern.
Robben und Pinguine suchen auf Eisschollen Schutz vor den Orcas. Zuerst umkreisen die Jäger die Eisscholle, tauchen dann ab, um kurz darauf in einer Reihe nebeneinander dicht unter der Wasseroberfläche auf die Scholle zuzuschwimmen. Dabei erzeugen sie eine so starke Welle, dass die Beute von der Scholle gespült wird. Bei dieser Jagdmethode hat man beobachtet, dass die gefange nen Robben wieder zurück aufs Eis gelegt wurden, damit die Jungtiere es selber ausprobieren sollten.
Von einem in Gefangenschaft lebenden Orca wurde bekannt, dass er selbst eine Jagdmethode erlernte, um Möwen zu fangen. Dabei liess er Fischreste auf der Wasseroberfläche liegen und wartete darunter auf die Möwen, die die Fischteile essen wollten, und erbeutete sie. Diese selbstständig erlernte Jagdtechnik brachte er dann seinem Bruder bei.
Sinne
Schwertwale besitzen ein gutes Hör-und Sehvermögen, sowohl über wie unter Wasser. Das alleine reicht aber nicht, um in tiefen oder trüben Gewässern zu jagen. Diese Wale verfügen darüber hinaus noch über die Echoortung.
Echoortung
Zahnwale haben, wie sonst nur die Fledermäuse, die Möglichkeit der Echoortung entwickelt. Zur Orientierung und zur Jagd können sie Ultraschallaute aussenden und das reflektierte (zurückgeworfene) Echo wahrnehmen. Aus diesem Echo bilden sie ein Ultraschallbild ihrer Umgebung, nach neusten Erkenntnissen erscheinen ihnen die Bilder sogar in 3-D. Orcas können so genaue Informationen über Entfernung und Form eines Objektes bekommen.
Die Atmung von Walen
Wale sind Säugetiere. Sie haben daher nicht wie die Fische und anderen Wassertiere Kiemen, sondern sie haben eine Lunge. Auf dem Kopf haben sie Blaslöcher, durch die sie atmen (ähnlich wie der Mensch durch die Nase). Zum Atmen müssen sie an die Wasseroberfläche und atmen dort zuerst aus. Sie blasen eine grosse Wasserwolke, die sog. „Blas“, die bis zu 7 m in die Luft steigen kann. Was man dabei hört ist das sog. „Prusten“. Durch die Form der Wasserwolke kann man erkennen, um welchen Wal es sich handelt. Wale tauschen beim Atmen 80 – 90 % der in der Lunge enthaltenen Luft aus. Der Mensch tauscht im Vergleich dazu bei einem normalen Atemzug nur 10 – 15 % aus. Wale sind sehr gute Taucher, sie können bis zu 90 Minuten (Pottwal) unter Wasser bleiben. Der Orca kann 15 Minuten tauchen. Noch nicht geklärt ist die Frage, wieso Wale mehrere hundert Meter tief tauchen können; da in diesen Tiefen durch den hohen Wasser- druck ihre Lungen zusammengedrückt werden sollten. Im Gegensatz zum Menschen, der automatisch ein-und ausatmet, atmet der Wal bewusst.
Schlafverhalten
Bei Delfinen, zu denen ja auch der Orca gehört, konnte das Schlafverhalten der Wale genau beobachtet werden. Russische Forscher haben in den 70er Jahren entdeckt, dass sich die Gehirnhälften im Schlaf abwechseln. Die wache Hirnhälfte achtet in einer Art Dämmerzustand darauf, dass sich keine Feinde oder Hindernisse nähern und das die rechtzeitige Atmung gesichert ist, dabei kann sich die andere Hirnhälfte ausreichend entspannen. Die Gehirnhälften wechseln sich ungefähr alle 2 Stunden ab. Der Orca verbringt aber nicht die ganze Nacht mit Schlafen. Ab und zu wird er aktiv, z. B. für die Jagd.
Leben in Gefangenschaft
Seit Mitte der 60er Jahre wurden bis heute mehr als 200 Orcas gefangen, um sie zur Schau zu stellen. Die Shows in den Delfinarien sind immer gut besucht: Der Mensch bezähmt den Killer der Meere und bringt ihm Kunststücke bei. Der Orca hat hier aber kein schönes Leben. Nicht nur dass er durch die Gefangennahme seine Familie verlor. Auch sind die Bedingungen, wie er hier lebt und arbeitet, nicht artgerecht. Die meisten Becken sind viel zu klein. Die Orcas haben nicht genügend Freiraum und drehen nur am Beckenrand ihre Kreise. Das Wasser ist z. T. stark gechlort, was die Augen so sehr schädigen kann, dass manche Tiere dadurch erblinden. In den Shows werden in der Regel nur Bewegungsabläufe vorgeführt, die zwar natürlich sind, aber auf Kommando erfolgen. Orcas sind gelehrige und intelligente Tiere, schnell lernen sie, das es nur Essen für Arbeit (Kunststücke) gibt. Für das Training nutzt man das aus. Man lässt die Wale bewusst hungern und ihr Hunger treibt sie dazu, die Kunststücke zu machen. Diese Umstände führen zu Stress bei den Orcas, der sich in Aggressionen und / oder Krankheit äussert. Die meisten in Gefangenschaft gehaltenen Bullen haben eine dauerhaft abgeknickte Finne (Rückenflosse). Die Rückenfinne ist nicht von Knochen gestützt. In der Wildnis sind Wale viel mehr in Bewegung, schwimmen und tauchen viel mehr. Im Becken ist die Finne mehr als im Ozean der Schwerkraft und hohen Temperaturen ausgesetzt. Das Zellgewebe der Flosse verliert an Stabilität und knickt mit fortschreitendem Wachstum ab.
Die Geschichte der Gefangenschaft
Die Gefangenschaft der Orcas begann 1965, als ein junger männlicher Orca, der Namu genannt wurde, an der Küste von British-Columbia gefangen wurde. Neben Namu wurde in dieser Zeit auch der erste Orca von SeaWorld gefangen (Shamu, ein Orcaweibchen), jedoch starb sie nach sechs Jahren in der Gefangenschaft. Der älteste Orca in Gefangenschaft ist Lolita, sie wurde 1970 an der Küste von Washington gefangen. Bis heute lebt sie im Miami Seaquarium in Florida. Bis 1989 fing SeaWorld neun Killerwale, wovon heute noch welche leben (Kasatka, Katina, Ulisses und Tillikum). Seit 1990 ist das Fangen von Orcas in den kanadischen und amerikanischen Gewässern verboten.